Wann Sie mit der Unternehmensübergabe beginnen sollten.

Ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen, am Markt zu etablieren und über viele Jahrzehnte zu entwickeln ist die wohl größte Herausforderung im Leben eines Unternehmers. Unterschätzt wird jedoch immer wieder, dass die Unternehmensübergabe an einen Nachfolger eine nicht minder große Herausforderung darstellt. Egal, ob innerhalb der Familie oder an einen Käufer von außen.

(Lesedauer: 6 Minuten)

Wann ist der richtige Zeitpunkt, über die Unternehmensübergabe nachzudenken?

Laut einer Studie der KMU-Forschung Austria werden etwa 41.700 kleine und mittelständische Unternehmen bis 2027 auf der Suche nach Nachfolgern sein. Das entspricht zirka 26% der heute gemeldeten kleinen – und mittelständischen Unternehmen in Österreich.
Wann nun sollten Sie als Unternehmer über eine Übergabe Ihres Unternehmens nachdenken? Wie lange dauern diese Prozesse und wie lassen sie sich planen? Was ist bei der Vorbereitung und Durchführung zu beachten?  Wen sollten Unternehmer unbedingt einbeziehen und wo können sie sich Hilfe holen?

Deshalb sollten Unternehmen sich frühzeitig mit dem Thema Unternehmensübergabe beschäftigen.

Wenn das Thema Nachfolge für Sie als Unternehmer noch in weiter Ferne liegt, haben Sie wohl noch nicht darüber nachgedacht. Wenn Sie jedoch die Fünfzig überschritten haben sollten, dann ist die Wahrscheinlichkeit recht groß. Gerade bei Unternehmern der Altersgruppe 50 Plus ist die Frage oft dringlich.

Meist verhindert das Tagesgeschäft eine intensivere Beschäftigung damit. Dazu kommt, dass viele nicht daran denken wollen, dass ihr Arbeitsleben irgendwann einmal enden wird.

Was kommt danach?

Viele haben Angst an Bedeutung zu verlieren, oder sorgen sich sogar darum, dass der Nachfolger es nicht schafft und das Lebenswerk zerstört. All das kann lähmen und dazu führen, dass Entscheidungen immer wieder hinausgezögert werden.

Erschwert werden Entscheidungen zusätzlich oft dadurch, dass sich viele Unternehmer noch keine Vorstellungen über ein Leben danach gemacht haben. Sie haben selten konkrete Vorstellungen über mögliche Tätigkeiten in der dritten Lebenshälfte. So fehlt ihnen natürlich auch der Anreiz, einen Nachfolger zu suchen.

Was passiert, wenn…?

Die Unternehmensübergabe aus Altersgründen ist zwar die wichtigste Variante einer Übergabe, doch können ebenfalls andere Ereignisse eine solche erfordern. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was passiert, wenn Sie selbst als geschäftsführender Eigentümer oder Gesellschafter plötzlich ausfallen? Längerfristig durch Krankheit oder einen Unfall? Gibt es dazu in Ihrem Unternehmen einen Plan, wer in einem solchen Fall Ihre Aufgaben vorübergehend oder über einen längeren Zeitraum übernehmen kann?

Professionell gestaltete Übergaben erfordern Zeit

Solche Ausfälle bringen nicht nur den betroffenen Unternehmern Probleme, sondern auch der Familie, den Mitarbeitern und dem Unternehmen insgesamt. Umso später eine Übergabe begonnen wird, desto mehr Zeit fehlt, diese professionell zu gestalten. Zeit sich zu informieren, zu planen, Alternativen zu prüfen und schließlich die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auch für mögliche Korrekturen, die im Prozess der Übergabe notwendig werden können, sollte genügend Zeit vorhanden sein.

Deshalb sollten sich Unternehmer frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen und grundsätzlich für sich entscheiden, welchen Übertragungsweg sie bevorzugen. Gibt es einen Nachfolger in der Familie? Wenn nicht, dann findet sich vielleicht bei den eigenen Führungskräften ein Interessent? Oder muss ein externer Käufer gesucht werden?

Bedacht werden sollte, woher man sich welche Spezialisten zur Unterstützung holen und wann der Übergabeprozess starten soll. Ein wichtiges Thema ist das Finden des Verkaufspreises und die Festlegung, ob er als einmalige Summe, über einen bestimmten Zeitraum oder gar als Rente gezahlt werden soll. Unerlässlich ist es schließlich, sich Gedanken über die Bedeutung des eigenen Rückzugs für das Unternehmen, für die Familie, aber auch für sich selbst zu machen.

Loslassen als unternehmerisches Projekt

Für eine erfolgreiche Übergabe des eigenen Unternehmens ist es wichtig, eine klare Entscheidung des Unternehmers, die Nachfolgeregelung aktiv und professionell anzugehen. Die Übergabe ist ein Projekt, das mit unternehmerischer Klarheit und Weitsicht geplant und umgesetzt werden sollte. Bei diesem Projekt ist es nur nicht um neue Produkte, Kunden oder Märkte, sondern ums „Loslassen“.

1.    Einbeziehen der Familie

Ebenso wichtig ist es, die Familie in die Übergabe des Unternehmens einzubeziehen. Rechtzeitig sollten erbrechtliche Ansprüche geklärt und Frontenbildungen verhindert werden. Manchmal empfiehlt sich die Hinzuziehung eines externen Moderators, denn familiäre Auseinandersetzungen und Entscheidungen sind oft emotional geprägt und der beste Weg für das Unternehmen kann manchmal aus dem Blick geraten.

2.    Einbeziehung des Unternehmensumfeldes

Ebenso wie die Mitarbeiter sind Kunden, Geschäftspartner und die Hausbank Garanten des Erfolgs eines Unternehmens und deshalb ebenfalls von Anfang an einzubeziehen. Familienbetriebe pflegen zu ihnen häufig ein enges Verhältnis, das von gegenseitigem Vertrauen in Bezug auf Qualität und Zuverlässigkeit sowie auf die Art des Umgangs miteinander geprägt ist. Dieses Vertrauen gilt es durch Offenheit in der Kommunikation zu erhalten und auf den Nachfolger zu übertragen.

Eine Unternehmensübergabe beansprucht viel Zeit. In ein paar Monaten ist nichts getan, sondern dauert oft mehrere Jahre. Je nach Unternehmensgröße und Komplexität der Prozesse rechnet man mit drei bis fünf Jahren. In dieser Zeit stehen zahlreiche Aufgaben für den Unternehmer an, an deren Ende die erfolgreiche Übergabe steht.

Die wichtigsten Schritte einer Unternehmensübergabe:

Wenn die Entscheidung zur Unternehmensübergabe gefallen und die Unterstützung der Familie vorhanden ist, sollte man innerhalb der Familie zusammen die Ziele formulieren, die mit der Übergabe des Unternehmens erreicht werden wollen.

Nächster Schritt ist eine möglichst konkrete Planung des Ablaufes mit allen einzelnen Schritten. Diese sollten stets schriftlich und mit Zeitvorgaben erfolgen und alle wichtigen Themenkomplexe einer Unternehmensübergabe umfassen.

Das sind vor allem die Vorbereitung des Unternehmens auf die Übergabe:

  • die Suche nach einem Nachfolger
  • die Abklärung aller rechtlichen und steuerlichen Komponenten
  • die Regelung der Erbansprüche und ihrer eigenen Altersversorgung
  • die Sicherung des Familienvermögens und
  • die Aushandlung der Übergabe- und Zahlungsmodalitäten.

Schließlich die Übergabe selbst, die sehr unterschiedlich gestaltet werden kann, von einer gemeinsamen Zeit von Unternehmer und Nachfolger zur besseren Einarbeitung des letzteren, über eine längerfristige Mitwirkung des Unternehmers als Berater bis hin zu dessen endgültigen Ausstieg am Tag der Übergabe.

Unterstützung bei allen diesen Schritten finden Sie natürlich bei Ihrem Anwalt, Ihrem Steuerberater und Ihrer Hausbank. Letztere hat meist Spezialisten für Unternehmensübergaben, deren Hilfe Sie in Anspruch nehmen sollten, denn viele Abläufe und Regelungen sind äußerst komplex.

Janina Zaminer, übernommen von Heino Erdmann